Late Talker – was ist das? Wie kommt es dazu und was sind die Folgen? Wie kannst du unterstützen?
7 Antworten auf deine Fragen!
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist ein late talker?
2. Woran liegt es, wenn dein Kind spät spricht?
3. Ist dein Kind ein late talker?
4. Was sind die Folgen für die weitere Sprachentwicklung?
5. Sind Untersuchungen nötig?
6. Wie kannst du (d)einen late talker unterstützen?
7. Braucht ein late talker Therapie?
10 – 20% aller Zweijährigen gelten als sogenannte late talker. Etwa ein Drittel holt das bis zum dritten Geburtstag auf. Bei den anderen bleiben auch in den Folgejahren Auffälligkeiten bestehen.
Was ist überhaupt ein late talker? Wie kommt es dazu? Was braucht ein late talker? Dies und noch mehr erfährst du hier im Artikel.
1. Was ist ein late talker?
Late Talker (= späte Sprecher) nennt man Kinder, die spät mit dem Sprechen beginnen. Oder generell Sprache verzögert für sich entdecken. Die Sprachentwicklung mit 1– 3 Jahren ist verlangsamt.
Der Verdacht auf einen late talker liegt vor, wenn das Kind
- mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter spricht
- mit 24 Monaten keine Zwei-Wort-Sätze bildet
Das kann beides zutreffen. Oder: Nur eines von beidem liegt vor. Häufig haben diese Kinder auch noch nach dem 2. Geburtstag einen deutlich zu geringen Wortschatz.
Late Talker sprechen oft – wie Gleichaltrige – ihre ersten Wörter um den ersten Geburtstag herum. Danach erweitert sich der Wortschatz aber nur langsam.
Es geht also vor allem um die Sprache zum Ende des zweiten Lebensjahres – deshalb wird dies auch oft bei der U 7 zum Thema. Die U 7 führt der Kinderarzt normalerweise bei deinem Kind zwischen dem 21. und 24. Lebensmonat durch.
Fällt dir bei der Sprachentwicklung deines Kindes etwas auf? Dann ist das ein guter Zeitpunkt, dies anzusprechen.
Wichtig für dich:
Entscheidend ist der Sprachstatus um den zweiten Geburtstag.
2. Woran liegt es, wenn dein Kind spät spricht?
Was sind die Ursachen für so eine Entwicklung? Woher kommt es?
Das weiß man bisher noch nicht sicher! Es wird vermutet, dass es eine genetische Komponente gibt.
Denn: Oft gibt es in der Verwandtschaft weitere Personen, die ebenfalls spät mit dem Sprechen angefangen haben. Oder es gibt Verwandte, die als Kind in Sprachtherapie waren.
Ist dein Kind nur zu faul zum Sprechen?
Diesen Satz hören Eltern immer wieder mal.
Und das ist schlimm! Denn: Kein Kind ist zu faul zum Sprechen!
Das wird auch nicht wahrer, wenn es Fachpersonen behaupten!
Jedes Kind ist grundsätzlich in der Lage, Sprache zu erwerben – und: Fast jedes Kind hat auch die Motivation, zu kommunizieren. Also anderen mitzuteilen, was es zum Beispiel braucht, was es will. Oder auch, warum etwas so und nicht anders ist.
Wichtig für dich:
Dein Kind ist nicht zu faul zum Sprechen!
Liegt es an der Mehrsprachigkeit?
Ganz klar: Nein!
Wir haben zwar oft den Eindruck, dass diese Kinder langsamer sprechen lernen.
Aber: Das ist gar nicht so. Es kommt uns nur so vor.
Denn: Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, kennen ja in mehreren Sprachen Wörter. Um also einzuschätzen, ob ein verlangsamtes Sprechen vorliegt, muss man die Wörter aus allen Sprachen zusammenzählen.
Oft sprechen diese Kinder weniger deutsche Wörter, aber: Dafür kennen sie meist mehr Wörter in anderen Sprachen. In der Summe haben sie dann oft sogar einen größeren Wortschatz als einsprachige Kinder.
Es gibt dabei in der Regel eine Sprache, mit der sie deutlich mehr im Kontakt sind. Das ist dann die Sprache, in der sie zunächst auch die meisten Wörter sprechen.
Sie verstehen jedoch sehr viel mehr, als sie sprechen – in allen Sprachen.
Spricht dein mehrsprachiges Kind mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter, dann lass das abklären!
Wichtig für dich:
Mehrsprachige Kinder sprechen mit 2 Jahren genauso gut wie einsprachige Kinder.
Liegt es an dir?
Immer wieder hören Eltern Sätze wie:
Es liegt am fehlenden Vorbild! Und an der Erziehung!
Das ist falsch!
Leider wird das immer noch vor allem Müttern vorgeworfen.
Würden sie nur richtig mit ihrem Kind sprechen – dann gäbe es die Probleme nicht.
Das stimmt nicht! Und es ist eine Frechheit, auch noch diese Last auf die Eltern zu wälzen.
Wichtig für dich:
Die Ursachen sind noch nicht klar – deine Erziehung ist nicht der Grund!
Club der starken Eltern

Du machst dir Sorgen um dein Kind? Wie es wohl weitergeht? Ob es in die Sprache kommt – oder was es noch braucht?
Im Club der starken Eltern bekommst du auch hierbei Unterstützung! Denn hier kannst du jederzeit all deine Fragen stellen. Du bist nicht allein!
3. Ist dein Kind ein late talker?
Neben den weniger als 50 Wörtern mit 2 Jahren und fehlenden Zwei-Wort-Sätzen, gibt es weitere Anzeichen die typisch für late talker sind.
Das bedeutet nicht, dass alle auf dein Kind zutreffen müssen. Oft treten bei einem Kind nur ein paar und längst nicht alle auf.
Typische Anzeichen für late talker:
- sehr langsames Lernen von neuen Wörtern
- häufigere Lautverwechslungen
- nutzen viel Gestik und Mimik zum Verständigen
- manchmal wenig Interesse am Vorlesen
- Bildung von Zwei- oder Drei-Wort-Sätzen oft erst mit 2,5 oder 3 Jahren
- schwer verständliche Aussprache
- Wörter werden auch nicht verstanden, nicht nur nicht gesprochen
- kein oder wenig Blickkontakt
- falscher Satzbau, auch später noch
Achtung: Wenn dein Kind schwerhörig oder gehörlos ist, dann ist es sehr wahrscheinlich kein late talker!
Denn: Typisch für late talker ist eine altersentsprechende Allgemeinentwicklung.
Das ist bei Kindern mit Hörbehinderung meist nicht der Fall. Außerdem ist bei ihnen das Hören die Ursache für die Sprachschwierigkeiten. Damit sind diese Kinder auch keine late talker.
Auch deshalb ist es total wichtig, dass du das Hören bei einem Pädaudiologen abklären lässt.
Denn wenn dein Kind nicht oder nicht richtig hören kann: Hat es auch keine Chance auf eine gute Sprachentwicklung in der Lautsprache.
Wichtig für dich:
Schwerhörige und gehörlose Kinder sind keine late talker!
4. Was sind die Folgen für die weitere Sprachentwicklung?
Ungefähr ein Drittel der late talker holen ihren Rückstand bis zum dritten Geburtstag quasi von alleine auf. Sie werden auch late bloomer (= Spätblüher oder besser Spätzünder) genannt.
Man kann sagen, bei ihnen blüht die Sprache einfach etwas später auf. Bei diesen Kindern nimmt der Wortschatz dann nach dem zweiten Geburtstag erheblich zu.
Sie haben auch später keine Sprachprobleme mehr.
Mögliche Anzeichen, dass ein Kind zu den late bloomern gehört:
Dein Kind
- wiederholt Wörter, nachdem es sie gehört hat.
- hat großes Interesse am Sprechen, auch wenn es noch nicht klappt.
- zeigt im Bilderbuch auf Gegenstände, die du nennst – ohne, dass du sie gezeigt hast.
- ahmt Situationen aus dem Alltag nach.
- versteht Aufforderungen auch, wenn es nicht aus deiner Mimik oder Gestik erraten kann, was gemeint ist.
Nicht alle late talker zeigen dieselben Anzeichen. Deshalb ist ihre Entwicklung auch unterschiedlich.
Viele dieser Kinder zeigen auch später häufig leichte Sprachauffälligkeiten.
Manche haben in der Folge auch Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben: Die Rechtschreibung kann eine große Herausforderung sein.
Durch den kleineren Wortschatz ist oft das Erlernen von Fremdsprachen erschwert.
Auch in der psychosozialen Entwicklung besteht die Gefahr von Störungen. Klar, wer nicht gut verstanden wird und sich nicht ausdrücken kann, hat es oft schwer, mit anderen im Kontakt zu sein.
Wichtig für dich:
Circa ein Drittel sind late bloomer und holen alles auf.
5. Sind Untersuchungen nötig?
Bei deinem Kind besteht der Verdacht auf einen late talker? Dann musst du unbedingt einige Dinge abklären lassen.
Lass das Hören deines Kindes untersuchen! Und zwar von einem Pädaudiologen. Also jemanden, der sich genau darauf spezialisiert hat. Diese Fachärzte kennen sich auch mit late talkern sehr gut aus. Sie wissen, was die nächsten Schritte sein können.
Das Neugeborenenhörscreening reicht hier nicht aus. Auch, weil es Hörstörungen gibt, die sich erst später entwickeln können. Das Hören ist zwingend Voraussetzung für eine gute Sprachentwicklung.
Zudem sollte dann die gesamte Entwicklung beurteilt werden. Denn ein verspäteter Sprechbeginn kann auch noch mit anderen Verzögerungen zusammenhängen.
Und: Eine Fachperson sollte die sprachlichen Fähigkeiten deines Kindes einschätzen. Das macht sie anhand standardisierter Tests. Nur so bekommst du eine wirklich fundierte Einschätzung. So weißt du, wo dein Kind wirklich steht.
Lass dich bitte nicht auf ein Abwarten ein! Dadurch verliert dein Kind unter Umständen wertvolle Zeit. Und: Du wirst ohnehin eine Weile auf die Termine warten müssen.
Wichtig für dich:
Bei Verdacht auf late talker musst du einiges abklären lassen.
6. Wie kannst du (d)einen late talker unterstützen?
Am wichtigsten ist, dass dein Kind Freude an der Kommunikation entwickelt.
Das gelingt, wenn es immer wieder Erfolgserlebnisse hat. Und dabei immer wieder und mehr verstanden wird.
Es erlebt dadurch auch, dass es etwas bewirken kann. Das ist auch für die Gesamtentwicklung sehr wichtig.
Tipps im Umgang mit late talkern:
- Sprich im Alltag viel mit deinem Kind.
- Begleite möglichst viel sprachlich – also auch das, was du gerade machst.
- Schau Bilderbücher an und benenne dabei Dinge.
- Wiederhole neue Wörter öfter.
- Verbessere falsche Wörter nicht, sondern antworte und sprich das Wort dabei richtig aus.
- Mache Pausen, damit dein Kind Zeit hat, zu sprechen.
- Höre deinem Kind aufmerksam zu.
- Nutze alles Mögliche zur Kommunikation – auch Zeigen oder Mimik.
- Sprich über Dinge, für die sich dein Kind interessiert.
- Kläre Verwandte/Freunde auf und beziehe sie ein.
Je mehr Bezugspersonen genauso achtsam vorgehen wie du, desto besser für dein Kind.
So kann Kind mit verschiedenen Menschen diese wichtigen positiven Erlebnisse sammeln. Das ist super für sein Selbstvertrauen.
Und es macht ihm Mut, zu sprechen. Auch mit anderen – nicht nur mit dir zuhause.
Was du nicht machen solltest:
- dein Kind zum Nachsprechen auffordern
- Wörter „abfragen“
- auf Sprechen bestehen

Du möchtest dein Kind beim Spracherwerb unterstützen? Du suchst nach konkreten Tipps?
Dann ist dieser Artikel genau das Richtige:
7. Braucht ein late talker Therapie?
Wie du oben gelesen hast, holt etwa ein Drittel der late talker bis zum 3. Geburtstag sprachlich alles auf. Und zwar: alleine und ohne Hilfe. Aber: Woher sollst du wissen, ob dein Kind ein late bloomer ist?
In der Abklärung erfährst du auch, wie der Sprachstatus deines Kindes ist. Und wie es individuell bei deinem Kind mit dem Sprechen aussieht. Dabei wird auch festgestellt, ob eine Therapie bereits sinnvoll ist und helfen kann.
Ein Sprachtherapeut oder eine Logopädin kann über verschiedene Methoden mit deinem Kind arbeiten. Dafür muss aber unbedingt geklärt sein, ob dein Kind gut hören kann. Es muss auch festgestellt werden, ob dein Kind noch weitere Bedarfe hat.
Wenn du also weißt, wo dein Kind steht, dann kann es Unterstützung erhalten.
Für diese sprachtherapeutische Hilfe benötigst du eine Verordnung. Die bekommst du von der Ärztin, die den Bedarf festgestellt hat.
Ärzte, die eine Verordnung ausstellen können, sind zum Beispiel:
- Kinderarzt
- Pädaudiologe
- HNO-Arzt
- Kinder- und Jugendpsychiater
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Logopädie auf jeden Fall bis zum 18. Lebensjahr. In der Regel gilt das auch für die privaten Kassen. Hier hängt es im Zweifel immer von eurem individuellen Vertrag ab.
Wichtig für dich:
Late Talker brauchen täglich Unterstützung!