In der Sprachförderung von Kindern gibt es viele Möglichkeiten, zu unterstützen. Was kannst du konkret tun, damit deine Tochter leichter in die Lautsprache kommt? Wie kannst du deinen Sohn begleiten, damit er möglichst viel aufnimmt – möglichst viel lernt? Im Artikel findest du 8 Tipps, wie du Sprache fördern kannst.
Inhaltsverzeichnis
1. Sprachförderung von Kindern: Dinge benennen
2. Achte auf Mundbild und Blickkontakt
3. Sprachförderung von Kindern: Sag, was passiert
4. Kombiniere Sprache mit Gebärden oder Gesten
5. Fördere die Sprache durch Kontakt zu anderen Kindern
6. Erkläre so viel wie möglich
7. Nachfragen – so wichtig für die Sprachentwicklung deines Kindes
8. Nimm die Verantwortung von deinem Kind
Viele Eltern fragen sich, wie sie ihr Kind beim Sprechenlernen unterstützen können. Die Sprachförderung von Kindern, die nicht (so gut) hören, ist besonders wichtig. Diese Tipps können dir helfen – egal, wie gut dein Kind hören kann.
1. Sprachförderung von Kindern: Dinge benennen
Dein Kind kann am besten Sprache aufnehmen, wenn es einen Bezug hat. Je direkter der Zusammenhang ist, desto leichter versteht dein Kind.
Eine gute Möglichkeit ist: immer wieder Dinge benennen. Das kannst du leicht im Alltag einbauen.
Zeige auf die Dinge, die ihr beide seht. Und dann sag, was es ist. Das kann eine Katze, ein Bagger, ein Ball oder was auch immer sein.
Am Anfang ist es super, wenn du dich auf das konzentrierst, was dein Kind besonders interessiert. Gerade bei jüngeren Kindern ist das sehr wichtig. Anderes kommt dann nach und nach dazu.
Sehr gut ist:
Zeig auf Dinge und benenne sie.
2. Achte auf Mundbild und Blickkontakt
Das sind zwei wichtige Punkte – die auch zusammenhängen. Dein Kind kann nicht gut hören? Dann achte ganz besonders auf diese. Sie haben einen großen Einfluss auf die gesamte sprachliche Entwicklung deines Kindes.
Mundbild
Mit Mundbild ist das gemeint, was man an deinen Lippen absehen kann, wenn du sprichst. Menschen mit einer Hörbehinderung kombinieren sehr viel: das, was gesprochen wird, und das, was sie am Mundbild sehen können. Kinder machen das von Anfang an sehr intuitiv.
Vor allem für schwerhörige und gehörlose Kinder ist das Mundbild extrem wichtig. Deshalb achte so oft wie möglich darauf, dass dein Kind eine Chance hat, auch zu sehen, was du sagst.
Blickkontakt
Der Blickkontakt ermöglicht oftmals erst, dass dein Kind das Mundbild wahrnimmt. Suche also immer wieder den Blickkontakt zu deinem Kind. Dadurch förderst du die Sprache indirekt immer wieder.
Ideal ist es, wenn es dir immer mal wieder gelingt, dies beim Benennen auch umzusetzen. Also, du siehst zum Beispiel, dass dein Kind sich für eine Blume interessiert. Du zeigst darauf und sagst, was es ist. Dann schaust du dein Kind an und sprichst nochmal über die Blume. So hat dein Kind eine gute Chance, die Worte noch besser zu verstehen.
Sehr gut ist:
Kombiniere das Benennen, Mundbild und Blickkontakt!
3. Sprachförderung von Kindern: Sag, was passiert
Der nächste Schritt ist dann das Verstehen von Zusammenhängen.
Dies ist auch für die Entwicklung von Grammatik wichtig. Denn um dann später Sätze zu bilden, braucht dein Kind nicht nur einzelne Wörter, sondern auch Verben. Damit deine Tochter hier die Zusammenhänge lernen kann, ist es also wichtig, zu beschreiben, was los ist.
Was gerade passiert
Das ist quasi die Erweiterung vom Benennen. Ihr seht also zum Beispiel eine Kuh. Am Anfang hast du darauf gezeigt und gesagt, dass das eine Kuh ist. Bald kennt dein Kind die Kuh und dann kannst du beschreiben, was die Kuh gerade tut. So bekommt dein Kind auch zu den Tunwörtern – den Verben – Zugang. Die ist sehr wichtig für die weitere Sprachentwicklung.
Was gleich passieren wird
Dies ist die nächste Stufe, denn jetzt geht es um Dinge, die man nicht mehr direkt sehen kann. Es geht um das, was kommt – was auf dein Kind auch zukommt. Gerade für schwerhörige und gehörlose Kinder ist das extrem hilfreich. Sie bekommen oft etwas nicht mit. Und dann ist es häufig total überraschend, was passiert. Hier kannst du dein Kind gut unterstützen: Indem du zum Beispiel sagst, dass ihr jetzt eine Jacke anzieht und dann zusammen rausgeht.
Sehr gut ist:
Verstehen, was los ist: Das ist wichtig für die Entwicklung von Grammatik
4. Kombiniere Sprache mit Gebärden oder Gesten
Extrem hilfreich ist es, wenn dein Kind über mehrere Sinne lernen darf. So ist es für die Sprachförderung von Kindern ideal, wenn sie Dinge sehen und gleichzeitig hören können. Deshalb unterstützt auch die Gebärdensprache hier sehr. Und auch einfache Gesten können helfen. Begleite also das, was du sagst, auch mit Gebärden oder Gesten. So hat dein Kind quasi zwei Wege, auf denen es Wörter abspeichern kann. Das Gehirn kombiniert das dann auch wieder. Wenn du (noch) keine Gebärdensprache kannst, dann zeige das, was dir spontan dazu einfällt. Und: Lass dich nicht von völlig veralteten Behauptungen abhalten! „Gebärden schadet der Sprachentwicklung“ – das ist FALSCH! Und es ist längst wissenschaftlich belegt.
Sehr gut ist:
Gebärden unterstützt die Entwicklung der Lautsprache.
Du willst auch noch andere Wege zur Kommunikation testen? Dann schau dir auch an:
5. Fördere die Sprache durch Kontakt zu anderen Kindern
Wie bei allem Lernen ist für deinen Sohn oder deine Tochter der Kontakt zu anderen Kindern eine Hilfe.
Das sehe ich auch heute noch bei meinem Sohn: dass er Wörter von anderen Kindern viel schneller lernt als von Erwachsenen. Und zwar unabhängig davon, ob mir die Wörter gefallen oder nicht.
Kinder haben untereinander eine ganz andere Beziehungsebene. Wenn sie miteinander spielen, kommen auch oft Emotionen hinzu. Gefühle helfen beim Lernen immer. Und: Unter Kindern ist das Verständnis oft ein ganz anderes.
Vielleicht fragst du dich, welches Alter diese Kinder haben sollten. Dein Kind profitiert von verschiedensten Kontakten.
Bei Jüngeren hat es vielleicht weniger Hemmungen – gerade wenn dein Kind schon älter ist. Mit Gleichaltrigen spielt es sich nochmal ganz anders: Diese Kontakte sind auch für die soziale Entwicklung wichtig. Und klar: Von Älteren kann es das abschauen oder „abhören“, was es bei den anderen noch nicht finden kann.
Sehr gut ist:
Dein Kind kann von Kindern jeden Alters etwas lernen.
6. Erkläre so viel wie möglich
Eines vorweg: Ja, das kann ganz schön anstrengend werden.
Und: Es ist es wert!
Damit dein Kind immer mehr versteht – Zusammenhänge begreift und: Wörter selbst einsetzen lernt. Es ist unfassbar wertvoll, wenn du deiner Tochter immer wieder erklärst, was etwas bedeutet. Du wirst merken, dass dein Sohn es vielleicht braucht, dass du die Dinge öfter und auf verschiedenen Wegen erklärst.
Deshalb: Nutze jede Gelegenheit, um deinem Kind die Welt zu erklären. So gewinnt es auch Sicherheit. Und es lernt, dass es auch ein Recht darauf hat, zu verstehen, was los ist. Auch das ist wichtig für die gesamte Entwicklung.
Sehr gut ist:
Werde zum „Erklärbär“.
7. Nachfragen – so wichtig für die Sprachentwicklung deines Kindes
Fördere das Nachfragen
Ermutige dein Kind, Fragen zu stellen. Zeige echtes Interesse! So erfährt dein Kind, dass seine Fragen wichtig sind. Und: dass du sie gerne beantwortest. Es spürt, dass es auch damit willkommen ist. So lernt es, dass es durch Fragen Spannendes erfahren kann. Das ist eine sehr wertvolle Fähigkeit, die deine Tochter oder dein Sohn noch häufig im Leben nutzen kann. Wenn dein Kind eine Hörbehinderung hat, ist es noch viel mehr. Denn – sehr wahrscheinlich wird es in seinem Leben oft etwas nicht genau verstehen. Das Nachfragen fördert so nicht nur die Sprache deines Kindes, sondern generell seine Entwicklung – und auch die Teilhabe.
Erhalte die Fähigkeit des Nachfragens
Junge Kinder sind oft noch mutig im Nachfragen.
Doch: Ohne Angst Fragen zu stellen, ist nicht für jedes Kind selbstverständlich – leider.
Umso wichtiger ist es, dass dein Kind immer wieder die Erfahrung macht: Es ist gut, dass du nachfragst! Irgendwann kommt einmal die Zeit, wo dein Kind vielleicht merkt: Wenn ich zwei- oder dreimal nachfrage, sind andere genervt.
Wann der Zeitpunkt kommt, kann man schwer vorhersagen. Manchmal schon vor der Schule – oft dann in der Schule. Das hängt natürlich auch immer von den anderen im Umfeld ab.
Es ist eine hohe Kunst, deinem Kind die Fähigkeit des Nachfragens zu bewahren. Je mehr positive Erfahrungen es bereits im Vorfeld gemacht hat, desto gefestigter wird es sein. Desto länger wird es sich trauen, zu fragen. Es wird für deine Tochter immer selbstverständlicher werden. Deshalb ist es so wichtig für deinen Sohn, das immer wieder zu erleben. So dass er merkt, dass er ein Recht darauf hat, dasselbe mitzubekommen wie andere Kinder.
Sei ein Vorbild
Lernen am Vorbild, das hören wir oft. Doch wie sollst du hier Vorbild sein? Zum Beispiel, indem du auch nachfragst. Ich bin hundertprozentig sicher, dass du auch nicht immer alles überall verstehst.
Und dass dir nicht immer alles gleich klar ist – auch wenn du hörend bist. Und wichtig ist, dass du das jetzt wieder für dein Kind benennst. Damit dein Kind versteht, dass du genau das gerade gemacht hast.
Hier hast du eine ganz wichtige Aufgabe. Bei dir kann dein Kind sehen und hören: Es ist das Normalste der Welt, Fragen zu stellen. Dein Kind bekommt mit, ob du dich auch traust. Oder ob du dich mit „halben Antworten“ zufriedengibst.
Du kannst das noch verstärken – wenn du deine Erlebnisse mit deinem Kind teilst. Denn den Mut haben, nachzufragen – die Stärke zu entwickeln, zu sagen: Ich habe das nicht verstanden. Das ist gar nicht so leicht. Du hilfst deinem Kind, wenn es das bei dir miterleben darf.
Dafür gibt es mehr Situationen, als du jetzt vielleicht denkst. Achte mal darauf, wann du zum Beispiel in einem Gespräch nachfragst. Möglicherweise ist dein Kind sogar dabei. Dann kannst du danach zu deinem Kind sagen: „Ich habe erst überhaupt nicht verstanden, was die Frau mir sagen wollte. Ich habe zwar gehört, was sie gesagt hat – aber was sie meinte, war mir nicht klar. Naja – da hab ich halt dreimal nachgefragt. Und jetzt weiß ich, was sie mir sagen wollte.“
Sehr gut ist:
Dein Kind traut sich sein Leben lang, nachzufragen.
8. Nimm die Verantwortung von deinem Kind
Dein Kind versteht vielleicht manches nicht – oder nicht beim ersten Anlauf. Das ist ok. Im Idealfall traut es sich, nachzufragen. Das ist manchmal nicht direkt erfolgreich.
Jetzt kommt ein ganz wichtiger Punkt für dein Kind – für seine Psyche und seine (kleine Kinder-) Seele: Dafür hat es nicht die alleinige Verantwortung!
Und klar – je jünger dein Kind ist, desto mehr Verantwortung liegt meist beim anderen.
Es ist deine Aufgabe, dass dein Kind das weiß!
Denn: Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Was meine ich damit? Es bedeutet: Wenn wir miteinander sprechen, dann gehören auch mindestens zwei dazu. Zwei, die die Verantwortung haben, dass das Gespräch gelingt. Und normalerweise wollen sich beide ja auch verstehen. Sonst macht es ja gar keinen Sinn, miteinander zu sprechen. Also: Muss der andere auch mit dafür sorgen, dass beide verstehen können.
Und das kann eben bedeuten: Das Gegenüber muss noch einmal – vielleicht auf andere Weise – sagen, worum es ihm geht. Wenn wir also miteinander sprechen, spielen, arbeiten, planen oder was auch immer: Dann müssen sich auch beide Seiten um Klarheit bemühen. Das kann auch heißen, dass einer für den anderen nochmal wiederholt, vielleicht mit anderen Worten übersetzt. Da braucht auch keiner genervt sein, denn das bringt uns ja nicht weiter. Im Idealfall will einer verstehen und der andere will verstanden werden. Alle sind dafür verantwortlich, dass das klappt.
Aus meiner Sicht kann unsere Gesellschaft an diesem Punkt noch viel lernen. Und wir können jeden Tag etwas dazu beitragen.
Sehr gut ist:
Dein Kind hat nicht die (alleinige) Verantwortung für das Verstehen.
Club der starken Eltern

Dein Kind kommt (noch) nicht so richtig in die Lautsprache? Du fragst dich, was du sonst noch zur Förderung machen kannst?
Im Club der starken Eltern bekommst du auch hierbei Unterstützung! Denn hier kannst du jederzeit all deine Fragen stellen. Du bist nicht allein!