Ab wann Logopädie? Wie lange dauert sie? Gibt es Pausen? Wann macht Logopädie keinen Sinn? 6 Antworten auf deine Fragen!
Inhaltsverzeichnis
1. Ab wann zur Logopädie?
2. Logopädie erst ab 4 Jahren – stimmt das?
3. Wie lange dauert eine logopädische Therapie?
4. Brauchen Kinder mit Hörbehinderung lebenslang Logopädie?
5. Gibt es Pausen und ab wann mit Logopädie wieder anfangen?
6. Wann macht Logopädie keinen Sinn?
In Deutschland haben bis zu 15 % der Kinder diagnostizierte Sprachdefizite. Stellt sich die Frage: Ab wann Logopädie für dein Kind? Wie lange dauert sie? Sind schwerhörige und gehörlose Kinder Dauerpatienten? Wann macht Logopädie keinen Sinn? All das erfährst du im Artikel.
1. Ab wann zur Logopädie?
Wenn dir etwas an der Sprache deines Kindes auffällt, dann machst du dir darüber Gedanken.
Manchmal bekommst du auch Hinweise
- aus der Kita
- von Nachbarn
- von Bekannten
- durch Ärzte, zum Beispiel bei den U-Untersuchungen
Klar entwickelt sich jedes Kind anders. Trotzdem gibt es Punkte, die zeigen, wenn die Sprachentwicklung bei deinem Kind deutlich anders verläuft. Die sind dann auch wichtig bei der Frage: Ab wann Logopädie?
Dinge, bei denen du hellhörig werden solltest, sind:
Nur wenige oder einzelne Wörter
Ein Meilenstein in der Sprachentwicklung ist das Sprechen von 50 Wörtern im Alter von 24 Monaten. Liegt dein zweijähriges Kind darunter, dann ist das schon ein wichtiges Indiz. Das ist wichtig, denn: Mit wenigen Worten ist auch das Lernen von Grammatik kaum möglich.
Für den nächsten Schritt – Zweiwortsätze – braucht dein Kind auch Verben.
Wenn dein Kind mit zwei oder drei Jahren nur einzelne Wörter spricht, musst du genauer hinschauen. Denn dann fehlen auch Zweiwortsätze. Und danach die Mehrwortsätze. Das ist sehr wichtig, damit es wirklich auch Sprache anwenden kann.
Insgesamt ist ein geringer Wortschatz ein häufiger Therapiegrund: vor allem auch bei schwerhörigen und gehörlosen Kindern.
Schwer verständliche Aussprache
Dein Kind spricht vielleicht viel, aber: es ist sehr schwer oder gar nicht zu verstehen?
Das kommt sogar recht häufig vor. Gerade bei Kindern mit drei oder vier Jahren wird es oft beobachtet. Das kann zum Beispiel auch daran liegen, dass ein Kind Konsonanten durch andere Laute ersetzt. Einige Kinder tun sich auch mit dem Redefluss noch schwer. Manche stottern.
Gerade bei Kindern mit Hörbehinderung kommt noch dazu: Auch mit einer sehr guten Versorgung durch Hörgeräte oder CI – sie können nicht alles wirklich gut hören. Damit verstehen sie Laute auch ab und zu anders als normalhörende Kinder.
Absolutes Warnsignal:
Nicht einmal du verstehst dein Kind!
Soziale Auffälligkeiten
Es kommen immer wieder Eltern in die Beratung, weil ihr Kind nicht mit anderen zurechtkommt. Oft fällt Beißen oder Hauen auf. Das kann auch daran liegen, dass dein Kind sich nicht richtig verständigen kann.
Wenn es zum Beispiel in der Kita keine Möglichkeit hat, mit den anderen Kindern zu interagieren, dann ist klar, dass es sich andere Wege sucht. Und das funktioniert ja auch auf gewisse Weise. Denn wenn dein Kind ein anderes haut, dann hat es erst einmal die volle Aufmerksamkeit. Ob dann aber klar wird, was es wirklich „sagen“ wollte, ist wieder eine andere Frage.
Wenn die Kommunikation mit anderen oft nicht klappt, zieht sich dein Kind möglicherweise zurück. Viele Kinder sind dann auch frustriert.
Das ist verständlich, wenn ein Kind nicht ausdrücken kann, was es braucht. Manchmal wird aus Frust dann auch Wut. So bekommst du als Mama oder Papa dann nur die Info, dass dein Kind um sich schlägt. Tatsächlich ist das dann oft ein verzweifelter Versuch, endlich gehört zu werden.
Deshalb: Schau genau hin, wenn dein Kind sich auffällig verhält.
Wichtig für dich:
Wenn an der Sprache deines Kindes etwas auffällig ist: Klär es ab!
2. Logopädie erst ab 4 Jahren – stimmt das?
Häufig sagen Kinderärzte: Logopädie gibt es erst ab 4 Jahren.
Hintergrund hier ist auch der Gedanke: Das Kind ist dann am Ende der Sprachentwicklungsphase angekommen. Und es bleibt noch genug Zeit bis zur Einschulung.
Doch Vorsicht: Kinder mit einer Hörbehinderung durchlaufen unter Umständen gar keine „normale“ Sprachentwicklung! Sie brauchen oft bereits in der Sprachentwicklung Unterstützung. Ab wann Logopädie für sie starten sollte, ist also häufig anders.
Grundsätzlich ist Logopädie ab 2 Jahren möglich.
Natürlich kommt es auch immer auf das einzelne Kind an. Und es hängt davon ab, welche Auffälligkeiten bei deinem Kind vorliegen. Logopädie ist nicht immer so früh erforderlich.
Wenn die Therapie speziell aufgebaut ist, hat eine frühe Logopädie Vorteile.
- Die Wortschatzproduktion bei deinem Kind wird angeregt.
- Du lernst früh Strategien kennen, mit denen du deinem Kind sprachlich helfen kannst.
- Du erfährst, wie du dein Kind im Alltag in der Sprachentwicklung unterstützen kannst.
- Wenn dein Kind noch nicht spricht, helfen Gebärden oder zumindest Gesten in der Logopädie – auch gleichzeitig zum Sprechen.
Bedenke bitte auch: Logopädiepraxen haben zum Teil Wartezeiten von 6 – 12 Monaten. Also hör dich frühzeitig um. Schau, dass dein Kind – wenn erforderlich – rechtzeitig auf eine Warteliste kommt.
Wichtig für dich:
„Logopädie ist erst mit 4 Jahren möglich“ ist falsch!
3. Wie lange dauert eine logopädische Therapie?
Wie lange dein Kind hier Unterstützung braucht, ist sehr unterschiedlich und hängt auch ab von:
- Alter deines Kindes
- Art und Ursache der Auffälligkeit
- Schweregrad der Sprachstörung
- Lernvoraussetzungen deines Kindes
- Beziehung des Logopäden zu deinem Kind
- Häufigkeit der Therapie
- Methoden, die die Logopädin anwendet
- Unterstützung durch die Familie
- Zusammenarbeit mit Erziehern oder Lehrerinnen
Du siehst, hier gibt es viele Dinge, die Einfluss haben. Deshalb wird die Logopädin immer ein individuelles Konzept für dein Kind erarbeiten. Das bedeutet auch, dass jedes Kind unterschiedlich lange Unterstützung durch einen Logopäden braucht.
Und: Es dauert eben so lange, wie es dauert. Das bedeutet, dass das auch für die Krankenkassen gilt.
Wichtig für dich:
Die Therapiedauer ist individuell unterschiedlich.
Deshalb gibt es auch keine pauschalen Begrenzungen!
Club der starken Eltern

Du glaubst dein Kind braucht Logopädie? Du weißt nicht, wie du vorgehen kannst?
Im Club der starken Eltern bekommst du auch hierbei Unterstützung! Denn hier kannst du jederzeit all deine Fragen stellen. Du bist nicht allein!
4. Brauchen Kinder mit Hörbehinderung lebenslang Logopädie?
Tatsächlich hört man immer wieder mal, dass schwerhörige und gehörlose Kinder quasi Dauerpatienten sind. Woran liegt das?
Wie du oben gesehen hast, gibt es sehr viele Faktoren, die die Therapiedauer beeinflussen.
Bei Kindern mit Hörbehinderung kommen noch viele Fragen dazu, wie zum Beispiel:
- Hat es Hörgeräte oder CI?
- Wie alt war es zum Zeitpunkt der Versorgung?
- Seit wann hat das Kind die Geräte?
- Wie lange ist die Tragedauer?
- Auf welchem sprachlichen Stand ist es zu Beginn?
Somit ist das sehr individuell.
Dein Kind erhält in der Regel parallel zur Versorgung mit Hörgeräten oder CI eine logopädische Therapie. Besprich das in jedem Fall mit den behandelnden Ärzten.
Häufig bleiben schwerhörige oder gehörlose Menschen sehr viele Jahre in der Logopädie. Denn nicht immer kann die Hörbehinderung durch Hörhilfen ausreichend ausgeglichen werden.
Außerdem entwickelt sich die Technik immer weiter. Das kann dann dazu führen, dass jemand mit einem neuen Gerät noch besser hören kann. Wenn er dann mehr oder anders hört als zuvor, braucht er unter Umständen erneut Unterstützung durch Logopädie – um das Neue auch zuzuordnen. Und seine eigene Aussprache dementsprechend zu korrigieren.
Wichtig für dich:
Je früher dein Kind technisch versorgt wird, desto besser sind seine Chancen.
5. Gibt es Pausen und ab wann mit Logopädie wieder anfangen?
Ja, in der logopädischen Therapie kommen Pausen vor. Diese können von der Logopädie beabsichtigt sein oder sich auch aus den Umständen ergeben.
Mögliche Gründe für Therapiepausen sind:
- Gelerntes im Alltag einsetzen
- weitere Entwicklung abwarten
- Motivation erhalten oder wieder aufbauen
- Erholung für dein Kind
- Krankheit
- Ferien
- noch keine weitere Verordnung
Jede Therapiepause sollte mit der Praxis besprochen und gut begleitet sein. Das ist auch wichtig, damit dein Kind keine Rückschritte macht.
Du erhältst dann Übungen, die du in der Pause mit deinem Kind machen kannst. So könnt ihr das bisher Erlernte gut zuhause festigen. Für dein Kind sind diese Pausen auch wichtig, um zu sehen: Ich bin ok und nicht dauernd in Therapie.
Auch wenn dein Kind in der Logopädie scheinbar nur spielt: Therapie ist Arbeit. Und das ist auch anstrengend.
Besprich mit eurem Therapeuten, ab wann die Logopädie für dein Kind am besten weitergeht. Er passt dann auch das Behandlungskonzept an – so, dass dein Kind ideal weiterversorgt wird.
Wichtig für dich:
Therapiepausen sind wichtig! Begleite sie gut!
6. Wann macht Logopädie keinen Sinn?
Logopädie kann eine sehr wertvolle Therapieform sein. Dennoch macht sie nicht immer Sinn. In manchen Situationen macht sie (noch) keinen Sinn:
Wenn nicht klar ist, ob dein Kind (richtig) hören kann
Bevor dein Kind eine logopädische Therapie beginnt: Klärt unbedingt das Gehör ab. Das ist sehr wichtig!
Zum einen macht es überhaupt keinen Sinn, zuvor zu therapieren.
Andererseits ist es auch frustrierend, etwas zu üben, was gar nicht funktionieren kann.
Falls dein Kind nicht richtig hören kann, dann kann es sich ewig abmühen. Es wird nicht wiedergeben können, was der Logopäde sagt. Es kann maximal das wiederholen, was es hört. Und wenn sich das schon vom Gesagten unterscheidet, wird es schnell frustrierend.
Deshalb klärt in Ruhe alles ab – damit eine Therapie dann auch Erfolg haben kann.
Wenn dein Kind noch nicht medizinisch versorgt ist
Dein Kind ist schwerhörig
Dann braucht es erst Hörgeräte, damit es von der Logopädie profitieren kann.
Dein Kind ist gehörlos
Wenn es mit CI versorgt werden soll, dann musst du auch hier die Technik abwarten.
Wird es keine Technik bekommen, dann kannst du natürlich mit der Behandlung starten, wenn ihr das wollt.
Dein Kind hat Paukenergüsse
Dann muss es entsprechend behandelt werden, damit die Logopädie erfolgreich sein kann.
Wenn ihr nicht übt
Eines ist ganz klar: Zuhause üben ist extrem wichtig! Die Logopädie wird nichts bringen, wenn ihr nicht übt. Dann kannst du dir die Zeit und Energie für die vielen Therapiebesuche sparen.
Denn in der Behandlung kann die Logopädin immer nur Impulse setzen. Sie kann Übungen zeigen und anleiten. Natürlich wird sie dich auch beraten, wie du am besten mit deinem Kind übst.
Aber wirkliche Fortschritte erzielt ihr durch die Übungen zuhause. Wenn ihr alles im Alltag einsetzt – und du so die Sprachentwicklung unterstützt.
Dadurch wird dein Kind auch viel schneller Fortschritte machen. Und: Diese werden bleiben.
Wichtig für dich:
Logopädie endet nicht in der Praxis – ihr müsst zuhause üben!
Du willst auch noch andere Wege zur Kommunikation testen? Dann schau dir auch an: