Fingeralphabet Deutsche Gebärdensprache: Woher kommts? Wann brauchst du es? Wie kannst du es lernen und worauf musst du unbedingt achten?
Inhaltsverzeichnis
1. Fingeralphabet Deutsche Gebärdensprache – 6 wichtige Fragen
2. Wofür brauchst du das?
3. Wie kannst du das Fingeralphabet lernen?
4. Das hilft dir beim Fingeralphabet?
5. Vermeide diese 7 Fehler!
In Deutschland gibt es ca. 80.000 Gehörlose und etwa 13 Millionen Menschen, deren Gehör beeinträchtigt ist. Insgesamt profitiert nach meiner Erfahrung jeder davon, wenn er das Fingeralphabet der Deutschen Gebärdensprache kann. Alles, was du dazu wissen musst, erfährst du hier.
1. Fingeralphabet Deutsche Gebärdensprache – 6 wichtige Fragen
Was ist das Fingeralphabet?
Beim Fingeralphabet nutzt du deine Finger, um einzelne Buchstaben zu zeigen. So kannst du Worte buchstabieren – du musst nichts aufschreiben und es geht schnell.
Wer hat das Fingeralphabet erfunden?
Bereits sehr früh haben Griechen, Römer und Ägypter Fingeralphabete verwendet. So wie wir es heute kennen, stammt diese Art des Buchstabierens aus den Klöstern. Dort wurde es vor allem auch verwendet, um während des Schweigegelübdes trotzdem etwas mitzuteilen. Im 16. Jahrhundert hat ein spanischer Benediktinermönch – Pedro Ponce de León – das erste Fingeralphabet für den Unterricht tauber Schüler entwickelt.
Ist das Fingeralphabet international?
Leider nein, das ist es nicht. Im deutschsprachigen Raum sind sich jedoch die meisten Buchstaben sehr ähnlich oder sogar gleich. Da wirst du gut zurechtkommen, auch wenn sich deine gelernte Version ein bisschen unterscheidet.
Wie viele Hände brauche ich?
Für das Fingeralphabet der deutschen Gebärdensprache brauchst du nur eine Hand. Auch zum Beispiel in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und im deutschen Teil von Luxemburg kommst du mit einer Hand aus. Auch in Amerika reicht dir eine Hand.
In Großbritannien, Tschechien, Indien, Neuseeland oder Australien dagegen brauchst du zwei Hände.
Welche Hand nutze ich?
Du verwendest beim einhändigen Fingeralphabet ganz einfach deine dominante Hand. Das ist normalerweise die Hand, mit der du auch schreibst. Natürlich kannst du im Einzelfall auch mal die andere Hand benutzen: wenn du zum Beispiel etwas in der anderen Hand hältst und sie so nicht zum Gebärden verwenden kannst.
Ist das dann Gebärdensprache?
Da gibt es einen ganz wichtigen Unterschied! Gebärdensprache ist eine eigenständige Sprache. Leider hat das in vielen Ländern ewig gedauert, bis das auch alle verstanden hatten. In Deutschland zum Beispiel ist die Deutsche Gebärdensprache erst seit April 2002 als eigenständige Sprache anerkannt.
Das Fingeralphabet wird ja benutzt, um die Wörter der Lautsprache zu buchstabieren. So gesehen gehört es gar nicht zur Gebärdensprache, sondern zur Schriftsprache. Es ist natürlich eine hilfreiche Brücke. Aber: es ist keine Gebärdensprache.
Wichtig für dich:
Das Fingeralphabet ist nicht die Deutsche Gebärdensprache – doch es ist ein wichtiger Teil, um im Gespräch zurechtzukommen.
2. Wofür brauchst du das?
Das Fingeralphabet nutzt du immer dann, wenn du etwas buchstabieren willst oder musst. Und: wenn du sonst nicht weiterkommst. Am häufigsten wird es in diesen Fällen verwendet:
Eigennamen
Du buchstabierst also deinen Namen oder den von anderen. Außer, diese Personen haben schon eine Namensgebärde. Dann kannst du dir das Fingeralphabet hier sparen und zeigst im Gespräch einfach die Namensgebärde.
Fremdwörter
Oft gibt es für Fremdwörter einfach noch keine eigene Gebärde. Dann bleibt auch hier nur das Fingeralphabet. Im Fernsehen oder Internet kannst du Dolmetscher sehen, wenn sie übersetzen. Dabei kann dir dann auffallen, dass sie immer wieder auch einzelne Wörter buchstabieren.
Besondere Angaben
Adressen. Passwörter oder andere Daten, die buchstabengenau weitergegeben werden müssen.
Wenn Hörende die Gebärdensprache lernen
Klar, am Anfang verstehst du noch wenig. Deshalb ist das Fingeralphabet immer mit das Erste, was du in einem Gebärdensprachkurs lernen wirst. Und dann wird es immer wieder eingesetzt, um einzelne Vokabeln zu vermitteln.
Im Unterricht für Gehörlose
Jetzt fragst du dich vielleicht, warum? Klar, am besten werden Gehörlose in ihrer Muttersprache, der Gebärdensprache, unterrichtet. Aber sie wollen ja auch Schriftsprachen lernen. Zum Beispiel Deutsch und später dann auch weitere Lautsprachen in Schriftform. Und da hilft das Fingeralphabet dann auch wieder beim Unterrichten.
Notlösung für dich
Wenn du gerade erst anfängst, eine Gebärdensprache zu lernen, dann werden dir erstmal viele Vokabeln fehlen. Das ist ja ganz normal und in jeder Sprache so. Der große Vorteil in der Gebärdensprache für dich als Hörender ist, dass du die Worte ja grundsätzlich schonmal in der Schriftform kennst. Und der Taube, der dir gegenübersteht, auch. Dadurch kannst du immer, wenn du gerade hängst, auch fragen, wie ein einzelnes Wort gebärdet wird. Dafür benutzt du dann auch wieder das Fingeralphabet.
Wichtig für dich:
Im Kontakt mit Gehörlosen brauchst du das Fingeralphabet – gerade am Anfang – häufig.
3. Wie kannst du das Fingeralphabet Deutsche Gebärdensprache lernen?
Du willst das Fingeralphabet lernen, weißt aber nicht, wo und wie? Du hast verschiedene Möglichkeiten:
Gebärdensprachkurs
In einem Sprachkurs für Deutsche Gebärdensprache. Da ist es immer mit das Erste, was du lernst.
Mitmenschen
Lernen durch Vorbild ist das, was der Mensch am besten kann. Wichtig ist, dass du dir jemanden suchst, der das Fingeralphabet auch wirklich schon gut kann. Am besten lernst du von Gehörlosen, auch wenn sie keine Dozenten sind.
Bücher
Theoretisch kannst du auch aus Büchern oder von Plakaten oder Flyern lernen. Wobei dir hier die Bewegungen fehlen. Dies ist aber eine sehr gute Möglichkeit, um nochmal was nachzuschauen: wenn du zum Beispiel einen einzelnen Buchstaben vergessen hast oder unsicher bist, wie genau er gezeigt wird.
Wichtig für dich:
Abbildungen alleine reichen nicht – schau dir auch die Ausführung an!
Club der starken Eltern

Wenn du Mitglied im Club der starken Eltern bist, hast du auch hier einen Vorteil, denn: Der Mini-Kurs Fingeralphabet Deutsche Gebärdensprache ist im Club der starken Eltern inklusive.
4. Das hilft dir beim Fingeralphabet!
Ein Plakat, auf dem du immer mal wieder nachschauen kannst. Das findest du zum Beispiel bei den kleine Daumen.
Ganz spezielle Wortsuchrätsel. Dieses hier liebt mein Sohn – da kannst du auch das Erkennen der Buchstaben gut üben. Dein Gehirn verknüpft diese Lernerfahrung nochmal zusätzlich für dich.
Üben, üben, üben!
- Unterwegs – einfach alles Mögliche buchstabieren
- Mit anderen Lernenden, z. B. aus deinem Kurs
- Übungsvideos anschauen – da findest du auch welche im Club der starken Eltern
- Gehörlose treffen, da wirst du ohnehin anfangs viel buchstabieren müssen, wenn du die Vokabeln noch nicht kennst
Wichtig für dich:
Nur durch Üben kommst du vorwärts!
5. Vermeide diese 7 Fehler!
Es gibt so einiges, was du auf keinen Fall tun solltest, wenn du das Fingeralphabet lernst.
Dich stressen!
So wirst du ungenau und was du schlampig lernst, kannst du später schwerer korrigieren
Nur aus Büchern lernen.
Da siehst du zwar die Haltung der Hand. Aber: du weißt nicht, wo und wie der Buchstabe gezeigt wird.
Nur mit dir selbst üben.
So lernst du vielleicht zu buchstabieren. ABER: das bedeutet noch lange nicht, dass du dann jemand anderen verstehst, der etwas buchstabiert.
Die Mimik vergessen.
Zu jeder Gebärde gehört auch ein Mundbild. Deshalb ist es wichtig, dass du dir auch beim Fingeralphabet schon angewöhnst, auf das Mundbild zu achten und es selbst zu verwenden.
Nur auf die Hände schaun.
Auch wenn es bei Fingeralphabet noch eindeutig ist, was gebärdet wird – ich empfehle dir, von Anfang an auch auf das Mundbild und die Mimik des anderen zu achten. Für die echte Gebärdensprache brauchst du das nämlich unbedingt. Du kannst es beim Fingeralphabet gut üben, bereits auch das „mitzunehmen“.
Keinen Kontakt zu Gehörlosen haben.
So fehlt dir wertvolles Feedback zu deinen Gebärden. Und: du siehst auch nicht, wie Muttersprachler das Fingeralphabet nutzen.
Angst haben nachzufragen.
Es ist total normal, dass dir andere am Anfang viel zu schnell sind. Hab den Mut und sag immer wieder, wenn du es noch nicht verstanden hast. Gehörlose sind in der Regel sehr direkt und haben kein Problem damit, wenn du noch Unterstützung brauchst. Es ist wertvoll, dass du es lernen willst.
Wichtig für dich:
Übe beides! Das Buchstabieren und das Verstehen.
Du hast ein schwerhöriges oder gehörloses Kind und willst direkt loslegen? Im Club der starken Eltern ist der Kurs zum Fingeralphabet der Deutschen Gebärdensprache inklusive!