Ein Hörtest für dein Baby? Braucht ihr das? Was sagt der Hörtest aus? Was musst du beachten?
6 Antworten – und was das Ergebnis wirklich sagt!
Inhaltsverzeichnis
1. Warum gibt es das Neugeborenen-Hörscreening?
2. Wann und wo kannst du den Hörtest mit deinem Baby machen?
3. Was kosten diese Untersuchungen?
4. Hörtest Babys: Wie funktionieren sie?
5. Was ist beim Test wichtig – kannst du dich vorbereiten?
6. Das Hörscreening ist auffällig – was bedeutet das für dein Kind?
7. Wie geht es nach dem Test weiter?
Bis zu 3 von 1000 Neugeborenen haben eine Hörbehinderung. Das bedeutet, dass sie schlechter oder gar nicht hören können. Es ist wichtig, dass dies möglichst frühzeitig erkannt wird. Warum das so wichtig ist und alles andere was du zum Hörtest für Babys wissen musst erfährst du hier.
1. Warum gibt es das Neugeborenen-Hörscreening?
Vielleicht fragst du dich: Macht ein Hörtest so früh überhaupt Sinn? Kann man da denn wirklich was messen und erkennen?
Ganz klar: ja!
Früher gab es diese Tests noch nicht standardmäßig: Oft wurde dann erst im Kindergarten oder noch später beim Schuleintritt erkannt, dass ein Kind schlecht oder gar nicht hören kann!
Wenn ein Baby nicht richtig hört, dann werden auch die Gehirnzellen, die für das Hören zuständig sind nur wenig beansprucht. Dann kann es passieren, dass diese sich nicht richtig entwickeln.
Das lässt sich später nur noch schwer oder gar nicht mehr ausgleichen. Auch fällt diesem Kind dann das Sprechen lernen schwer oder es gelingt gar nicht.
Ohne Sprache ist auch die geistige, persönliche, emotionale und soziale Entwicklung beeinträchtigt.
Es kann also sein, dass das Kind niemals richtig lernen kann und auch keinen Anschluss an andere Kinder findet. Und das hat viele schlimme Folgen!
Wichtig für dich:
Der Test kann Entwicklungsstörungen verhindern!
2. Wann und wo kannst du den Hörtest mit deinem Baby machen?
Das Hörscreening wird in den ersten Lebenstagen, meist bis zum dritten Tag durchgeführt.
Der Hörtest ist möglich:
- in einer Klinik
- in einer niedergelassenen Pädaudiologie
- beim Kinderarzt
- beim HNO-Arzt
Die letzten beiden empfehle ich nur, wenn die Praxis auch entsprechende Erfahrungswerte mit dem Neugeborenen-Hörscreening hat.
Wenn dein Baby in einem Krankenhaus auf die Welt kommt, dann wird der Hörtest normalerweise direkt dort gemacht.
Entbindest du zuhause oder in einem Geburtshaus, dann kannst du selbst einen Termin für die Untersuchung vereinbaren. Sprich in dem Fall deine Hebamme darauf an: Sicher kann sie dir auch direkt sagen, wo du das in deiner Nähe machen kannst.
Frühgeborene werden normalerweise zum errechneten Geburtstermin untersucht. Wenn dein Baby krank oder mehrfach behindert ist, wird der Test in der Regel bis zum Ende des dritten Lebensmonates gemacht.
Wichtig für dich:
Der Test findet direkt in der Geburtsklinik statt!
Bei Hausgeburt / Geburtshaus frag deine Hebamme!
3. Was kosten diese Untersuchungen?
Seit 01.01.2009 hat jedes Neugeborene in Deutschland Anspruch auf ein Hörscreening. Eben weil früher oft viel zu spät erkannt wurde, dass mit dem Gehör eines Kindes etwas nicht stimmt. Und weil dieser Test so wichtig für dein Baby ist, werden die Kosten auch von der Krankenkasse übernommen. Und zwar sowohl von den privaten, als auch von den gesetzlichen Kassen. Die Tests sind alle freiwillig und gleichzeitig sehr sinnvoll.
Wichtig für dich:
Du musst nichts für diese wichtige Untersuchung zahlen!
4. Hörtest Babys: Wie funktionieren sie?
Mein Baby kann ja beim Test noch gar nicht mitmachen – wie geht das dann?
Das ist kein Problem. Klar kann es noch nicht sagen, ob es oder was es hört. Deshalb gibt es andere Testverfahren. Dabei ist es sogar am besten, wenn dein Baby schläft.
Untersuchungen für Neugeborene:
- Messung der otoakustischen Emissionen
- Automatisierte Hirnstammaudiometrie
Beide Tests sind absolut schmerzfrei und haben keine schädigenden Nebenwirkungen!
Otoakustische Emissionen (OAE)
Dieser Test funktioniert wie ein Echo: Deinem Baby wird eine kleine Sonde in den äußeren Gehörgang gesteckt. Sie gibt immer wieder leise Klicktöne ab.
Die Schallwellen dieser Töne gehen dann weiter ins Innenohr bis zur Hörschnecke mit ihren feinen Haarzellen. Diese Zellen antworten dann mit einer Schwingung; deren Schallwellen gehen vom Innenohr zurück ins äußere Ohr – das Echo.
In der kleinen Sonde ist auch ein Mikrofon eingebaut, das diese Schallwellen empfängt. Kommt kein Signal, also kein Echo zurück oder ist es sehr schwach, dann kann es sein, dass die Schallaufnahme im Innenohr gestört ist. Der Test dauert etwa ein bis drei Minuten pro Ohr.
Hirnstammaudiometrie (BERA= brainstem evoked response audiometry)
Hier wird gemessen, ob die Schallwellen ins Gehirn richtig übertragen werden. Mit der Hirnstammaudiometrie werden also elektrische Aktivitäten im Gehirn gemessen.
Deinem Baby werden dafür auf die Stirn und hinter die Ohren kleine Plättchen (Elektroden) auf die Haut geklebt. Die gehen nachher leicht und ohne Schmerzen wieder ab.
Dann bekommt es einen speziellen Kopfhörer aufgesetzt. Über diesen werden leise Klickgeräusche zum Innenohr geschickt.
Die Schallwellen wandern dann ins Innenohr. Durch die Elektroden kann dann gemessen werden, ob die Schallwellen aus dem Innenohr als elektrische Impulse im Gehirn ankommen. Diese Messung kann bis zu einer Stunde dauern.
Bei Hörstörungen kann die Hirnstammaudiometrie in Kombination mit den otoakustischen Emissionen helfen zu unterscheiden, ob das Innenohr oder der Hörnerv geschädigt sind.
Wichtig für dich:
Die Tests sind schmerzfrei, ungefährlich und relativ genau!
5. Was ist beim Test wichtig – kannst du dich vorbereiten?
Bei den Tests ist es sehr wichtig, dass die Umgebung sehr leise ist und dein Baby schläft oder sehr ruhig ist.
Das kannst du für dich tun:
- Möglichst entspannt sein, weil sich das auf dein Kind überträgt
- Dein Handy ausschalten
- Während der Untersuchungen nicht sprechen
Das kannst du für dein Baby machen:
- Das Baby vor dem Test stillen oder füttern
- Versuchen, dass dein Baby zum Test schläft
- Termin für dein Baby zeitlich günstig legen, sofern möglich
Wichtig für dich:
Je ruhiger, desto besser funktioniert der Test!
6. Das Hörscreening ist auffällig – was bedeutet das für dein Kind?
Ein auffälliger Test bedeutet noch nicht, dass dein Baby eine Hörbehinderung hat!
Gerade bei der Messung der otoakustischen Emissionen gibt es immer wieder Ungenauigkeiten.
Hörtest Babys: mögliche falsche Ergebnisse durch
- Flüssigkeit im Ohr
- Hintergrundgeräusche
- Sehr enge Gehörgänge
- Bewegungen des Babys
- Sauggeräusche des Babys
- Anwendungsfehler bei der Messung
War dieser Test bei deinem Baby auffällig, dann sollte er möglichst bald wiederholt werden. Häufig führen die Geburtskliniken den Test dann später am Tag oder am nächsten Tag nochmals durch. Eine Wiederholung sollte spätestens bis zur U2 stattfinden.
Wichtig für dich:
Ein auffälliger Test ist kein Grund zur Panik!
7. Wie geht es nach dem Test weiter?
Hörtest beim Baby insgesamt unauffällig?
Das Gehör deines Kindes sollte – ebenso wie das Sehen – im Rahmen der Vorsorge regelmäßig untersucht werden.
Hörtest beim Baby insgesamt auffällig?
Es liegt der Verdacht vor, dass dein Baby nicht gut oder gar nicht hört. Deshalb sollte es in den nächsten zwölf Wochen weiter untersucht werden.
Dies findet in einer spezialisierten Einrichtung statt, und zwar in einer:
- Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie
- Praxis für Phoniatrie und Pädaudiologie
Dort arbeiten Fachärzte, die sich in einer 5-jährigen Weiterbildung für diesen Bereich qualifiziert haben. Sie werden dann die weiteren Tests festlegen, durchführen und im Idealfall mit dir zusammen überlegen, wie es weitergeht.
Dein Baby ist dort fachlich in besten Händen.
Achte jetzt auch auf dich und was du brauchst! Du kannst nur für dein Kind da sein, wenn es dir gut geht, deshalb: Hol dir Hilfe für deine Fragen, Sorgen und Ängste.
Wichtig für dich:
Bei insgesamt auffälligen Ergebnissen zum Pädaudiologen!
Verzweifle nicht – hol dir Unterstützung!
Dir gehen gerade tausend Fragen durch den Kopf? Mach einen Termin für ein Gespräch und wir schauen, wie es für dich weitergehen kann.