Lautsprache, gebärdenunterstützte Kommunikation (GUK), lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) oder Deutsche Gebärdensprache (DGS)…?

Welche Sprache für mein hörbehindertes Kind?

Die Familien, die ich begleite fragen mich anfangs oft: „Welche Sprache ist für mein hörbehindertes Kind die richtige?“ Sie sind häufig sehr verunsichert durch viele verschiedene Meinungen, die von außen an sie herangetragen werden.

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Dieses Axiom ist mir aus den Grundlagen der Kommunikationstheorie (P. Watzlawick, J.H. Beavin, D.D. Jackson) besonders im Gedächtnis geblieben. Ja, es stimmt: wir alle kommunizieren und das nahezu ständig. Dies geschieht unter anderem auch durch unsere Haltung, unsere Blicke, Mimik und Gestik.

Doch:

Es ist ein Unterschied, ob wir kommunizieren oder ob wir unser Gegenüber damit auch erreichen, ob wir gesehen und „gehört“ und auch verstanden werden.

Michaela Röckelein

Nach meiner Erfahrung ist dies auch für uns Eltern häufig eine große Herausforderung! Umso fordernder ist dies dann für das „Außen“, für andere, die uns und unsere Kinder nicht kennen. Unsere Kinder zunächst zu sehen und zu „hören“ und dann auch zu verstehen ist etwas, das uns mal mehr und manchmal weniger gut gelingt.

Was begrenzt die Wege für unsere Kinder?

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

Ludwig Wittgenstein

Erst vor kurzem bin ich wieder auf dieses Zitat gestoßen und dabei ist mir einmal mehr bewusst geworden wie bedeutsam dies gerade auch für unsere Kinder ist.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie es war, als mein damals Dreijähriger versuchte mit uns zu sprechen. Wir saßen alle am Tisch saßen und haben gerätselt, was er wohl meint. Wie haben uns gegenseitig auf der Suche nach Ideen befragt und alle möglichen Dinge ausprobiert. Dabei hofften wir, dass wir erraten haben was er wollte. Mit unfassbarer Geduld hat mein Sohn damals immer wieder wiederholt was er uns mitteilen wollte. Ich kann nur ahnen wie er sich gefühlt haben muss, wenn er sah, wie leicht es Gleichaltrigen fiel sich ihrer Umwelt mitzuteilen. Es war eine sehr anstrengende Zeit mit vielen Zweifeln. Hätte ich damals schon eine andere Möglichkeit gehabt mit meinem Sohn zu sprechen – wie viele verzweifelte Momente wären ihm erspart geblieben?

Die Sprache bedeutet die Grenze der Welt für unsere Kinder!

Was ist der richtige Weg?

Niemand hat das Recht, die Pflicht oder die Aufgabe für ein hörbehindertes Kind einen einzigen „richtigen“ Weg festzulegen.

Michaela Röckelein

Welchen Namen wir der Kommunikation mit unseren Kindern geben ist aus meiner Sicht nicht wichtig. Ob wir es Lautsprache, GUK, LBG, DGS oder einen Mix aus allem nennen.

Viel entscheidender ist, dass wir überhaupt einen Weg finden, dass wir unsere Kinder verstehen und unsere Kinder uns.

Einen Weg

  • durch den wir unsere Kinder mit all ihren Bedürfnissen, mit ihren Wünschen und Sorgen und allem was sie bewegt „hören“ können.
  • der sicherstellt, dass unsere Kinder Ihre Welt – all ihre Gefühle und Gedanken – zum Ausdruck bringen können.
  • der keine Einbahnstraße ist, sondern der auch Antworten bereithält.

Ich bin eine große Befürworterin eines breiten Angebotes. Ein Angebot aus dem Dein Kind und Du das auswählen und anwenden könnt was Euch nach Eurem Empfinden am meisten nutzt. Dazu gehört auch im Laufe der Zeit vielleicht einmal einen anderen Weg einzuschlagen.

Die Eltern, die ich in ihrer Entwicklung begleite, bestärke ich darin, auf ihr Inneres zu hören. Ich helfe ihnen das Vertrauen zu entwickeln, hinzuspüren, wie sie mit ihrem Kind (derzeit) am besten „sprechen“ können. Auch Du kannst die Frage: „Welche Sprache für mein hörbehindertes Kind“ für Dein Kind und Dich selbst beantworten.

Zu uns und unseren Kindern zu stehen ist unsere wahre Aufgabe.

Michaela Röckelein

Meiner Meinung nach gibt es nicht den einen richtigen Weg.

Es gibt unzählig viele Wege und jeder kann für Dich und Dein Kind genau der richtige sein. Nur die Familien selbst können entscheiden, was für ihr Kind hilfreich und fördernd ist.

Daher empfinde ich es auch als Pflicht aller beteiligten Institutionen und Fachkräfte die betroffenen Familien auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen und zu fördern. Alles andere ist aus meiner Sicht übergriffig.

Dazu gehört zuallererst eine ehrliche, offene, transparente und vor allem neutrale Darstellung aller möglichen Wege. Dies beinhaltet beispielsweise Hausgebärdensprachkurse ebenso wie lautsprach-fördernde Angebote. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten! Es ist zwingend erforderlich den betroffenen Familien all dies ohne Wertung aufzuzeigen.

Wird mein Kind je Lautsprache verstehen? Wird mein Kind mit Gebärdensprache im Leben zurechtkommen?

Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie sich Dein Kind entwickeln wird. Wer dies dennoch tut, handelt aus meiner Sicht grob fahrlässig.

Was ich aber mit voller Überzeugung sage: Ein Kind, welches sich nicht ausdrücken kann oder darf und welches seine Bedürfnisse nicht adressieren kann, wird sich in der Folge auch nicht wahrgenommen fühle. Dies kann für seine individuelle Entwicklung einen großen Schaden bedeuten.

Mein Wunsch ist es, dass alle Kinder erleben können, dass sie unendlich viele Möglichkeiten im Leben haben. Es ist unsere Aufgabe, ihnen dies vorzuleben. Wir dürfen sie in ihrer Entwicklung so begleiten, dass sie irgendwann voller Selbstvertrauen ihren eigenen Weg gehen können.

Welche Sprache für mein hörbehindertes Kind?

Den Mut zu haben, das was unsere Kinder uns „sagen“ auch zu verinnerlichen und danach zu handeln ist nicht immer einfach. Nach meiner Erfahrung ist es ein Schritt, den zu gehen es sich immer lohnt, auch wenn wir dafür nicht immer Verständnis erwarten können.

Sprachlos?

Lies hier meinen Blog-Artikel dazu.

Du möchtest gerne, dass ich Dich und Dein Kind in Eurem individuellen Entwicklungsprozess begleite?

Buche ein kostenloses 30-minütiges Kennenlerngespräch mit mir unter kontakt@michaelaroeckelein.de – ich freue mich, Dich kennenzulernen 😊.

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